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Erschliessungsprojekt «Kloster Maria Opferung» 2021–2024

Der Tod der Mutter Oberin Ende 2019 und der Wegzug der letzten Schwestern aus dem Kapuzinerinnenkloster Maria Opferung Anfang 2021 markierte eine Zäsur in der mehreren Jahrhunderte umfassenden Klostergeschichte. Das Kloster ging in den Besitz des Vereins Kloster Maria Opferung über, der sich entschied, die Gebäude zu sanieren und sie einer neuen Nutzung zuzuführen. Die Klosterausstattung sollte als Schenkung ins Museum Burg Zug kommen, um sie zu sichern und das Erbe für künftige Generationen zu erhalten. Im Rahmen eines aufwändigen Auswahl- und anschliessenden Überführungsprozesses hat ein Fachteam unter der Leitung des Historikers und ehemaligen Museumsdirektors Marco Sigg die bedeutendsten Objekte ausgesucht, begutachtet, wo nötig restauriert, inventarisiert und ins Depot des Museums Burg Zug transferiert. 

 

Objekte

Die Menge der übernommenen Objekte ist beträchtlich: Es sind total 1291 Objekte. Dabei handelt es sich sowohl um Einzelobjekte als auch um mehrteilige Objekte oder gar um aus vielen zusammengehörenden Elementen bestehende Ensembles. Diese umfassen insgesamt ca. 3000 Einzelgegenstände – all das, was man als besonders erhaltenswert und für die 400-jährige Geschichte des Klosters bedeutend erachtet hat.

Der Bestand umfasst neben religiösen Gütern wie liturgischen Geräten und liebevoll bestickten liturgischen Textilien, Gemälden, Skulpturen, selbst eingefasste und verzierte Reliquien, Gold- und Silberschmiedearbeiten oder Ausstattungsteile der ehemaligen Klosterkirche auch profane Einrichtungsgegenstände der Alltagskultur und der Hauswirtschaft sowie Objekte zum Schulwesen, da die Schwestern auch eine Mädchenschule und ein Töchterinstitut führten. 

Die Gegenstände erzählen aber nicht nur viel über das Leben und Wirken hinter den Klostermauern. Sie gewähren auch einen spannenden Einblick in die viel breitere Kirchengeschichte, Kunstgeschichte und Frauengeschichte und sind von grosser kulturhistorischer Bedeutung für die Stadt und den Kanton Zug. 

Historisch besonders wertvoll sind Kunstwerke, bei denen es sich um bisher unbekannte Werke bedeutender Zuger Künstler und Handwerksmeister handeln könnte. Darunter finden sich Bilder aus der Brandenberg-Familie oder diejenige der Familien Menteler und Speck. Sie stellen möglicherweise ein Puzzleteil im Schaffen der jeweiligen Künstler dar und könnten sich somit als interessante Forschungsobjekte erweisen. 

 

Vorgehen

Im Jahr 2021 hatten für die Erschliessung der kulturhistorisch wertvollen mobilen Kulturgüter des Stadtzuger Kloster Maria Opferung bereits einige Sondierungsrundgänge, Recherchen, Vorbereitungsarbeiten und Transporte stattgefunden. 2022 konnte das Projekt volle Fahrt aufnehmen, nachdem es personell, materiell und infrastrukturell aufgestellt worden war. 

Der Hauptfokus lag in der ersten Phase des Projekts darauf, alle Objekte im ehemaligen Kloster im Sinne einer Auslegeordnung zu registrieren, aus dem über die Klosterliegenschaft verteilten Bestand Zusammengehörendes zusammenzufügen, die kulturhistorisch relevanten Objekte zu identifizieren und damit die Grundlage für die Triage der in die Museumssammlung zu übernehmenden Objekte herzustellen. 

Insgesamt hatte das Projektteam weit über 22 000 Einzelobjekte registriert und in 1765 Triagenummern erfasst. Aus diesem Gesamtbestand wurden die wertvollsten Objekte ausgewählt, womit die Registrierungsphase abgeschlossen und Anfang 2023 in die Inventarisierungsphase übergegangen werden konnte. Die aussortierten Objekte bekamen ihre eigenen Inventarnummern, wurden akribisch in einer Datenbank erfasst und mit dem Blick für Details fotografiert. Das Team hatte sich auch auf die Suche nach den Geschichten hinter den Gegenständen gemacht.

Da sehr viele Objekte, die das Projektteam in Räumen unter dem Dach, in Estrichen oder in Schränken im Kloster entdeckte, aufgrund der jahrzehntelangen klimatisch und konservatorisch schwierigen Lagerungsbedingungen in schlechtem Erhaltungszustand waren, begannen schon parallel zur Registrierung und Triage die sehr aufwändige Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten (inklusive vorherige Schädlingsbekämpfung). 

Mit etappenweise organisierten Kunsttransporten ins Depot Choller, der Platzierung der Objekte in den Regalen und an den Gitterwänden, der Anfertigung adäquater Stützen, formgebender Kissen oder Schaumstoffplatten zur sicheren Langzeitlagerung der sehr empfindlichen Objekte konnte das Projekt im ersten Quartal 2024 abgeschlossen werden.

Das Erschliessungsprojekt «Kloster Maria Opferung» wurde grösstenteils durch den Lotteriefonds des Kantons Zug finanziert.

 

Medienartikel zur Ausstellung:

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