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Tabernakel aus St. Oswald, später St. Michael (Leihgabe Katholische Kirchgemeinde Zug)

Der Tabernakel ist wie das Modell eines zentralen Kuppelbaus gestaltet. Über einer hohen Sockelzone erhebt sich das Hauptgeschoss mit Figurennischen, auf dem ein Doppelgesims mit engelbesetztem Balustradenabschluss ruht. Einer der Engel ist der Heilige Michael, der Patron der Stadt Zug. In den drei Nischen stehen links der Heilige Bartholomäus (Namenspatron des Tabernakelstifters Pfarrer Bartholomäus Keiser), in der Mitte Christus als Ecce homo (Christus wird nach der Verspottung dem Volk vorgeführt) und rechts der Heilige Karl Borromäus. Der Tabernakel ist kostbar mit braun und gelb geschecktem Schildpatt furniert. Der Tabernakel kann in einen Aussetzungsthron für eine Monstranz verwandelt werden, in der die geweihte Hostie zur öffentlichen Anbetung zur Schau gestellt wird. Die beiden seitlichen Türen lassen sich wie Flügel nach aussen schwenken, das mittlere Türchen kann samt des Gesims darüber entfernt werden. Das Innere weist eine Sternenhimmel-Bemalung auf. Von den drei Feldern an der Rückwand sind die beiden äusseren mit aufgemalten Altarsträussen verziert, das mittlere dagegen ist als Hintergrund für die Monstranz ohne Verzierung dunkelrot gestrichen. Geschmiedete Beschläge und Schlösser sorgen dafür, dass der Tabernakel im geschlossenen Zustand einbruchsicher ist. Unter der Nische auf der rechten Seite sind die Herstellersignatur sowie das Herstellungsdatum «M[eister] FRANCISCUS SCHUOMACHER genambt bur in dem Zimbell zuo Baar hat gemacht diesen Tabernacul clar 1667 Ja[hr]» abgebildet.

Die italienische Renaissance hatte die Form eines Zentralbaus für Sakramentstabernakel eingeführt und im Barock wurde diese Form zur Regel. Der Baarer Bildhauer und Holzbildschnitzer Franz Schumacher (08.02.1629–29.10.1697) kam in seiner Ausbildung in Rom in Kontakt mit der Kunst der Stadt Rom und den Werken der Hochrenaissance und des Barock mit den architektonischen Gliederung des Zentralbaus mit bekrönender Kuppel, welche auch den oben beschriebenen Tabernakel ausmachen. Schumacher, welcher auch der «Bur» genannt wurde, heiratete 1654 M. Jakobea Müller (Lebensdaten unbekannt) und wohnte auf dem Hof Zimbel in Baar. Im Geschlechterbuch steht folgendes zu Franz Schumacher: «Er war Schreiner, hat den schönen Tabernakel bei St. Michael in Zug gefertigt. Ist ein reich verzierter, mit Statuetten geschmückter und in Schildkrott verzierter Renaissance-Kuppelbau. Trägt die Inschrift: Franz Schumacher, zu benannt Baur, im Zimbel bei Baar hat ge- macht diesen Tabernakel Klar 1667». 1671 wird Schumacher in die Schreinerzunft der Stadt Zug aufgenommen.

Der Tabernakel wurde 1667 für die Kirche St. Oswald in Zug geschaffen und wurde laut Bürgerratsprotokoll vom 23.06.1775 in die Pfarrkirche St. Michael versetzt (vermutlich 1763). Es handelt sich bei diesem Tabernakel um einen der wenigen älteren, signierten Schreinerarbeiten im Kanton Zug.

Der Tabernakel ist als Leihgabe der Katholischen Kirchgemeinde Zug im Museum Burg Zug (1. Obergeschoss, Barockraum) ausgestellt.

Inventarnummer: 4607
Datierung: 1667 (Datiert)
Material/Technik: Verschiedene Weich- und Harthölzer; Schilpattfurnier, ebonisiert; Figuren, farbig gefasst und vergoldet; Innenbemalung
Dimension: Objektmass (H x B x T): 225.0 x 138.0 x 69.0 cm
Bezug Personen/Firmen: Franz Schumacher (1629–1697), Bildhauer; Werkstatt von Michael Wickart der Ältere (1600–1682) und Johann Baptist Wickart (1635–1705), Herstellung Figurenschmuck des Tabernakels; Pfarrer Bartholomäus Keiser (1599–1670), Stifter des Tabernakels

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