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Skulptur, Heilige Verena (Leihgabe Katholische Kirchgemeinde Risch)

Die Heilige Verena ist als Frau mittleren Alters und von kräftiger Statur mit kurzem Hals dargestellt. Sie trägt über einem rotgelüsterten Kleid mit silbernem Göller einen mantelartigen Überwurf mit grosszügigen Knitterfalten, dessen einen Zipfel sie mit der rechten Hand hochgezogen hat. Das offene, gewellte Haar ist teilweise mit einem Kopftuch bedeckt. Mit beiden Händen hält sie, den linken Ärmel hochgeschoben, eine glockenförmige Zinnkanne mit Ringhenkel. Solche Glockenkannen kommen nur bei wenigen gotischen Verena-Darstellungen vor. Oft ist die Heilige Verena mit birnenförmigen Krügen und – am häufigsten – mit dem bauchigen Henkelkrug, dem «Verenakrug», abgebildet. Dieser nimmt auf das sogenannte Weinwunder Bezug. Gemäss der Lebensgeschichte (verfasst 888, erweitert um 1000) zog Verena um 300 n. Chr. mit der Thebäischen Legion von Ägypten nach Mailand. Von dort begab sie sich allein über die Alpen nach Solothurn, wo sie eine Zeit lang in einer Schlucht (Verenaschlucht mit der Einsiedelei St. Verena in der Gemeinde Rüttenen bei Solothurn) lebte, bis sie die Haushälterin eines Priesters und widmete sich daneben der Armen- und Aussätzigenpflege. Eines Tages verklagte ein Knecht Verena beim Priester und beschuldigte sie, aus dem Pfarrhaus Wein und andere Speisen zu den Unbemittelten zu tragen. Pfarrer und Knecht lauerten ihr hierauf auf dem Weg auf. Als der Geistliche in den Krug blickte, sah er, wie sich Wein in Wasser verwandelte, woraus er den Schluss zog, dass Verena in göttlicher Gnade stehen müsse. Ihr zweites Hauptattribut (Kamm), der an das Waschen und Lausen der Köpfe der Armen und Kranken erinnert, fehlt dagegen bei dieser Figur.

Die Figur stammt mit grosser Wahrscheinlichkeit vom nicht mehr erhaltenen spätgotischen Altar der St.-Verena-Kirche in Risch, deren Patrozinium vermutlich ins 8./9. Jahrhundert zurückreicht und welche die älteste Verena-Verehrungsstätte im Kanton Zug ist. Beim Kirchenneubau 1680/1684 wurde die Statue im Obergeschoss des Hochaltarretabels aufgestellt. Dort verblieb sie auch nach dem klassizistischen Umbau des Altares, bis man sie um 1929 durch eine Gipskopie ersetzte. Nach den Forschungen von Uta Bergmann zum Luzerner Bildschnitzer Jörg Keller (vor 1497–um 27.04.1522) ist die Figur stilistisch im Umkreis des Epistelaltares in der St.-Martins-Kirche von Kirchbühl oberhalb von Sempach anzusiedeln und möglicherweise vom selben Meister geschaffen worden.

Die Skulptur ist eine Leihgabe der Katholischen Kirchgemeinde Risch.

Inventarnummer: 7850
Datierung: um 1500, Spätgotik (stilistische Analyse); Fassung im 20. Jh. erneuert, nachweislich 1958 und 1980 restauriert
Material/Technik: Lindenholz, skulptiert, gefasst
Dimension: Objektmass (H x B x T): 89.0 x 31.0 x 15.0 cm
Bezug Personen/Firmen: Meister des Epistelaltares in der St.-Martins-Kirche von Kirchbühl oberhalb von Sempach (Lebensdaten unbekannt. Schüler oder Werkstattmitarbeiter vom Luzerner Bildschnitzer Jörg Keller, vor 1497–um 27.04.1522), zugeschrieben, Bildhauer

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