Gemälde, Selbstporträt Johann Josef Ludwig Stocker (1825–1908)
Auf dem Selbstporträt ist ein junger Mann abgebildet, welcher den Betrachter offen und interessiert anblickt. Im jugendlichen Gesicht mit den nach rückwärts gekämmten Haaren dominiert der lange dunkle Bart. Seine Kleidung ist modisch, wie er sie von München gewohnt war (Aufenthalt 1846–1851). Über einem weissen Hemd mit Stehkragen und umgebundener blau-weiss karierter Krawatte trägt er ein gelbliches Gilet und einen dunkelgrauen Rock. Um den Hals trägt er eine feine Zwickerkette (Zwicker= Brille ohne Bügel, welche über einen biegsamen, federnden Steg zwischen den Gläsern auf die Nase geklemmt, bzw. «gezwickt» wird). Seine Gestalt hebt sich von einem graugrünen Vorhang ab. Das Gemälde ist auf der Rückseite mit «J. Stocker» signiert und befindet sich in einem Goldrahmen.
Der Zuger Künstler Johann Josef Ludwig Stocker (15.02.1825–18.02.1908) hatte seine Ausbildung in Zug bei Wilhelm Moos (01.12.1807–25.07.1847) begonnen. Mit 21 Jahren reiste er nach München. Dort lernte er zwischen 1846 und 1851 im Atelier vom deutschen Porträtmaler Josef Bernhardt (15.09.1805–12.03.1885). Bernhardt hatte sein Können bei dem in Frankreich geschulten Josef Karl Stieler (01.11.1781–09.04.1858) sowie in Paris geholt. 1852 kehrte Stocker nach Zug zurück und 1853 heiratete er Karolina Schell (1827–1870), die Nichte seines ersten Lehrers Wilhelm Moos. 1857 hatte Stocker an der Schweizerischen Kunstausstellung in Bern (wurde zusammen mit der Industrie- und Landwirtschaftsausstellung abgehalten) mit seinen Porträts grossen Erfolg und erhielt als Bildnismaler den ersten Preis. Von da an verbreitete sich sein Ruf als begabter Porträtist in weiten Teilen der Schweiz. 1872/1873 und 1877/1878 hielt er sich mehrere Monate in Paris auf, wo sich zahlreiche Bürgerliche und Adelige von ihm porträtieren liessen.
Das Porträt ist das Pendant des Porträts von Karolina Stocker-Schell (Inventarnummer 1987).