Gautschbrief der Buchdruckerei zum Posthof Zug für Josephus Aschwanden
Viereckiger Gautschbrief mit Verzierelementen an den Rändern (Blumen, Blumenranken). Im oberen Drittel ist das Bildmotiv abgebildet: Es handelt sich um den Brauch Gautschen. Im Hintergrund stehen sieben Männer mit Schwämmen in den Händen. In der Mitte ist das «Gautschopfer» mit heruntergelassener Hose zu sehen, welches von zwei Männern getragen wird. Auf der rechten Seite ist ein weiteres Bildmotiv zu sehen: Ein Mann, der vor einer Druckerpresse steht. Es handelt sich hierbei wohl um Johannes Gutenberg (um 1400– 1468), den Erfinder des modernen Buchdrucks. Auf dem Gautschbrief sind diverse Inschriften zu sehen: «Packt an! Lasst seinen corpus posteriorum fallen [Verzierelement] Auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Gallen. / Der durst'gen Seel gebt ein Sturtzbad obendrauf [Verzierelement] Das ist dem Sohne Gutenbergs die allerbeste Lauff.» (Oben); «Gautsch-Brief / Von Gutenbergs Gnaden / thun wir Jünger Gutenberg [über g noch ein s] / zu Zug / Buchdruckerei zum Posthof / jedem unserer Kunstgenossen kund und zu wissen, / dass der Jünger der wohledlen Buchdruckerkunst / Herr Josephus Aschwanden / nach altem Brauch und Herkommen heut mit Zuziehung / der Gesellen [...]» (Mitte); «Gegeben zu Zug, / am 1. Mai / im Jahre des Heils 1914. / Offizin: Gebr. Kalt / zum Posthof. / Gautsch-Meister: J. Batschinger / Erster Packer: Fritz Hürlimann / Zweiter Packer: [leer gelassen] / Schwammhalter: Jos. Heinmann / Zeugen: Kaspar Maas [oder Moos?]» (untere Hälfte). Unten links ist ein Siegel mit der Inschrift «SIGULLUM / Gott grüss die Kunst» und Buchdruckerwappen abgebildet. Zudem ist unten rechts noch die Inschrift des Verlags zu sehen: «Verlag von Julius Mäser, Leipzig.». Die Rückseite besteht aus einem gemusterten Papier, welches teilweise abgerissen ist. Auf der Oberseite sind zwei Metallösen inkl. Schnur als Aufhängevorrichtung angebracht. Der Gautschbrief befindet sich in einem Holzrahmen hinter Glas.
Beim Gautschen handelt es sich um einen Zunftbrauch der Buchdrucker. Bei diesem Brauch wird die/der Lernende nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einem Brunnen oder Bottich untergetaucht und auf einen nassen Schwamm gesetzt und mit Wasser begossen. Während dieser Zeremonie hält der Gautschmeister eine launige Ansprach an den Jünger Gutenbergs. Der Begriff «Gautschen» ist der erste Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers. Das Papier wird dabei zum Entwässern aufs Gautschbrett gelegt.