Postkarte, Kreidezeichnung von Johann Josef Iten (1822–1907)
Auf der hochformatigen, beigen Postkarte ist ein Porträt in Dreiviertelansicht eines Mannes mit Hut abgebildet. Unten rechts stehen die Künstlersignatur und das Herstellungsjahr «M. Iten 04 [Zahl kaum lesbar]». Auf der Rückseite steht rechts in den Adresszeilen «L. Spillmann, Daheim / Zug.» und in der links davon «Hr. Iten sel. Onkel des Kunst- / malers M. Iten v. Egeri / Schwarze Kreide» sowie «gemalt v. Meinrad / Iten / Kommentar: L. Spillmann / Daheim, Zug».
Beim Porträtierten handelt es sich um Johann Josef Iten (1822–1907) aus Unterägeri, dem Onkel vom Zeichner Meinrad Iten (1867–1932). Ausserdem war Johann Josef Iten nach dem frühen Tod des Vaters von Meinrad Iten (mit zwei Jahren) eine Vaterfigur für Meinrad Iten und begleitete diesen auf dessen Werdegang als Künstler.
Der Künstler Meinrad Iten (30.06.1867–28.06.1932) besuchte von 1881 bis 1883 die Stiftsschule beim Kloster Einsiedeln und erhielt dort seinen ersten Zeichenunterricht beim Kirchenmaler Pater Rudolf Blättler (06.08.1841–19.04.1910). Er nahm 1885 in München als Vorbereitung für die Kunstakademie Zeichenunterricht beim Zuger Maler Joseph Brandenberg (10.01.1858–um 1909/1927). Von 1885 bis 1893 besuchte er die Kunstakademie in Düsseldorf und wandelte sich allmählich vom Kirchenmaler zum Porträtisten. Bis 1899 blieb er in Düsseldorf, danach kehrte er nach Unterägeri zurück und arbeitete anfänglich als Porträtist grossbürgerlichen Familien in Zürich und Solothurn. Weiter stellte er zahlreiche Porträts von kirchlichen Würdenträger und Zuger Landammänner her. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt er wegen seiner konservativen und naturalistischen Auffassung kaum mehr repräsentative Auftrage und konzentrierte sich daraufhin auf die Zeichnungen, in erster Linie auf Rötelzeichnungen. Er fertigte zahlreiche Porträts von Menschen des Ägeritals und der Region Zug an, wie das oben beschriebene Exemplar von Johann Josef Iten.