Werkstattbuch/Kundenbestellbuch des Uhrmachers Johann Michael Landtwing (1688–1776)
Das querformatiges Manuskript besteht aus 133 Seiten (vier davon sind leer) und wird mittels Buchdeckel und angebrachtem Lederband zusammengehalten. Das Manuskript enthält diverse Textstellen und Zeichnungen (Risse, Vorlagen).
Das Werkstattbuch von Johann Michael Landtwing (27.02.1688–17.09.1776) ist ein seltenes und wichtiges Dokument der Technologiegeschichte. Es enthält Hinweise zum Werdegang und zum Reifeprozess eines bedeutenden Zuger Uhrmachers und lässt anhand von Zeichnungen (Risse und Vorlagen) und Berechnungen mitverfolgen, wie der Uhrmacher Landtwing - ausgehend von bestimmten Vorgaben - neue Lösungen entwickelte. Eindrücklich ist diesbezüglich etwa seine Auseinandersetzung mit dem Schlagwerk, wie es in einer Wanduhr seines Vaters Johann Peter Landtwing (1646–1726, Uhrmacher und Kohlenhändler) eingebaut ist. Johann Michael Landtwing versuchte eine eigene Lösung für die Steuerung der Schlagabfolge von Viertel und vollen Stunden über einen einzigen Rechen zu finden. Prinzipiell ist eine solche Lösung in anderer Form auch in der 1751–1780 erschienenen «Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers» von Denis Diderot (05.10.1713–31.07.1784) und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert (16.11.1717–29.10.1783) (vgl. dazu «Horlogerie, Tafel VI, In: Recueil de planches, sur les sciences, les arts libéraux et les arts mechaniques : avec leur explication, Troisième livraison, 298 Planches, Band 21, Paris 1765») vorgeschlagen worden. Landtwings Werkstattbuch ist vergleichbar mit denjenigen des württembergischen Pfarrers und Priestermechanikers Philipp Matthäus Hahn (25.11.1739–02.05.1790).
Johann Michael Landtwing erlernte sein Handwerk in Augsburg. Später übernahm er das Amt des Stadtuhrenrichters/Stadtuhrmacher in Zug und arbeitete unter anderem in Zug und Umgebung (St. Wolfgang, Unterägeri, Zug) sowie im Aargau (Aristau, Bremgarten, Bünzen, Fahr, Muri). 1718 heiratete er Elisabeth Küchlin (gest. 1767) von Diessenhofen (TG). Einer der 12 Kinder aus dieser Ehe war Johann Anton Landtwing (1723–1802), der ebenfalls Uhrmacher war. Von 1760 bis 1763 und 1771 bis 1774 war Johann Michael Landtwing Schultheiss.